Der Schmerzschrittmacher – Strom am Rückenmark

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Es gibt einen Weg aus dem Schmerztief. Eine moderne Therapie mit niedriger oder hochfrequenter Rückenmarkstimulation (SCS) gibt Patienten mit chronischen Schmerzen ein Stück Lebensqualität zurück.

Etwa 11 Millionen Menschen leben in Deutschland mit chronischen Schmerzen, 20 Prozent davon therapierefraktär. Der Schmerz begleitet sie jeden Tag – 24 Stunden lang, meist über mehrere Jahre. Ständige Schmerzattacken machen ein normales Leben unmöglich. Die Gefahr, sich aus dem aktiven Leben zurückzuziehen und depressiv zu werden, ist bei den Betroffenen sehr groß.

Chronische Schmerzpatienten haben meist einen langen Leidensweg hinter sich. Sie waren bei Orthopäden, Physio- und Schmerztherapeuten. Jedoch konnte ihnen keine Therapie langfristig Linderung verschaffen oder eine weitere Operation wäre entweder nicht Erfolg versprechend bzw. zu risikoreich. Vielen Patienten helfen nicht einmal mehr starke Schmerzmedikamente oder Morphium. Der Grund dafür liegt darin, dass die Nerven im Rückenmark so stark gereizt sind, dass sie ständig Schmerzsignale aussenden.

Mit dem Schmerzschrittmacher kann Menschen mit neuropathischen Beschwerden geholfen werden. Er wird überwiegend bei nervenbedingten Schmerzen nach Voroperationen an der Wirbelsäule, CRPS I, Gefäßerkrankungen in Armen und Beinen (z. B. bei pAVK), bei Schmerzen durch verengte Herzkranzgefäße (z. B. bei Angina pectoris) oder Schmerzen in Kopf und Nacken angewendet.

Bei dem minimalinvasiv eingesetzten System handelt es sich um schmale, permanent installierte Elektroden im Wirbelkanal, die die Schmerzinformationen der Nervenzellen modulieren. Die Elektroden nehmen eine systematische Umpolung der Zellen vor, um den Weg des Schmerzsignals durch die Aktivierung von schmerzhemmenden Bahnen zu unterbrechen und die krankhaft veränderte Aktivität der Nervenzellen zu normalisieren. Darüber wird die Wahrnehmung von Schmerzsignalen verändert und Schmerzen werden in reduzierter Form bzw. bestenfalls gar nicht mehr verspürt.

Dr. Athanasios Koulousakis, Fachbereichsleiter der Funktionellen Neurochirurgie – Spastik und Schmerz an der Klinik für Stereotaxie und Neurochirurgie des Universitätsklinikums Köln, behandelt seit über 40 Jahren Schmerzpatienten. Jährlich implantiert er etwa 80 bis 120 Patienten ein SCS-System. Das System setzt genau dort an, wo die Schmerzen entstehen: im Rückenmark.

Das Einsetzten des SCS-System erfolgt in zwei Schritten:
Durch einen minimalinvasiven Eingriff werden über einen maximal 5 Zentimeter großen Schnitt im Bereich der Lendenwirbelsäule eine oder zwei Elektroden in den Wirbelkanal positioniert. Die richtige Lage wird über eine Testsimulation festgestellt. Während der intraoperativen Testung soll der wache Patient ein Kribbeln derart spüren, dass das komplette Schmerzareal abgedeckt wird. Die Elektroden werden aus dem Körper herausgeleitet und an einen externen Stimulator angeschlossen, der die Impulse steuert.

Bevor Dr. Koulousakis in einer zweiten, ebenfalls minimalinvasiven, Operation den endgültige Impulsgeber in den Körper verpflanzt, wird über einen Testzeitraum von mehreren Tagen geprüft, ob eine deutliche Schmerzlinderung eintritt. Nur dann ist die Indikation für den zweiten Eingriff gegeben. Es werden unterschiedliche Stimulationsprogrammen mit Niedrig- oder Hochfrequenz –tonisch oder Burst-ausgetestet. Der kleine implantierbare Impulsgeber wird unter der Haut im Bereich des Abdomens oder des Gesäßes eingesetzt.

Dr. Koulousakis nutzt unter anderem das Multiwave-System des amerikanischen Herstellers Boston Scientific. Der Vorteil des Precision Montage™ MRT liegt darin, dass es MRT-fähig ist, d.h. bei den Patienten kann im Bedarfsfall eine Kerspindiagnostik durchgeführt werden, ohne dass sich die Elektroden in der Magnetspule zu stark erwärmen. Darüber hinaus kann man mit demselben System alle mögliche Stimulationsoptionen einstellen. Die Batterie des Gerätes hat eine Lebensdauer von etwa 12 Jahren und lässt sich von außen per Induktion einfach aufladen.

80 Prozent der Patienten erfahren durch diese Therapie eine deutliche Schmerzminderung. Sie berichten 12 Monate nach der Implantation, dass sich der Schmerz entweder vollständig kontrollieren lässt, bzw. zumindest gelindert ist. Damit können sie auf die zusätzliche Einnahme von Schmerzmitteln verzichten, oder diese deutlich reduzieren. Auch das ist ein großer Erfolg, denn gerade starke Schmerzmittel und eingesetzte Opiate haben gravierende Nebenwirkungen.

 

Dr. Athanasios Koulousakis

Dr. Athanasios Koulousakis ist seit 1975 an der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Köln tätig. Der gebürtige Grieche studierte in Thessaloniki Humanmedizin und entschied sich daraufhin zu einer sechsjährigen Fachausbildung zum Neurochirurgen.

Als Facharzt für Neurochirurgie ist er auf Operationen von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des Nervensystems spezialisiert. Hierzu zählen das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark, ZNS), das periphere Nervensystem (Nervenbahnen außerhalb Gehirn und Rückenmark, PNS) sowie das vegetative Nervensystem (VNS). Aber auch die Wirbelsäule und der Schädel gehören zu seinem Behandlungsspektrum.

1983 wechselte Dr. A. Koulousakis an die Klinik für Stereotaxie und funktionelle Neurochirurgie am Universitätsklinikum Köln. Dort widmet er sich hauptsächlich der Behandlung von Schmerzpatienten.

 

Kontakt:

Klinik für Stereotaxie und
Funktionelle Neurochirurgie
Kerpener Straße 62, 50937 Köln
E-Mail: athanasios.koulousakis@uk-koeln.de
Internet: https://stereotaxie.uk-koeln.de